Sevilla gegen Roma ist das Finale der Europa League 2022-23 und wird am Mittwoch um 21:00 Uhr ausgetragen: frei empfangbares Fernsehen, Streaming, wahrscheinliche Aufstellungen, Prognosen
Im Stadion, das nach der ungarischen Stürmerlegende Ferenc Puskas benannt ist, der Ungarn in den 1940er und 1950er Jahren groß gemacht hat, jagt José Mourinhos Roma eine weitere kontinentale Trophäe, ihre zweite in Folge.
Vor einem Jahr beendeten die Giallorossi ihre lange Titelflaute, indem sie im Conference-League-Auftaktspiel in Tirana durch ein Tor von Nicolò Zaniolo, der jetzt bei Galatasaray spielt, Feyenoord knapp besiegten. In diesem Jahr haben sie die Möglichkeit, einen bemerkenswerten Sprung nach vorne zu machen und einen noch prestigeträchtigeren Pokal zu gewinnen: die Europa League. Neben der Aufstockung ihres Pokalschranks würden sich die Capitolini im Falle eines Sieges auch für die nächste Champions League qualifizieren, was ihnen durch ihre Platzierung in der Liga nicht möglich war. Die Roma, die wie die Fiorentina (Konferenz) und Inter (Meister) bis ins Finale eines internationalen Wettbewerbs vorgedrungen ist – das hat es seit 1994 nicht mehr gegeben -, wird in chronologischer Reihenfolge als Erste auf dem Platz stehen.
Allerdings hat sie einen der schlimmsten Gegner, die es in diesem Wettbewerb geben kann. Das hat weniger mit der Qualität der Mannschaft zu tun, sondern vielmehr mit der Frage des Spielplans. Sevilla, auch „König der Europa League“ genannt, hat eine besondere Beziehung zu diesem Pokal, da es ihn in den letzten 20 Jahren sechs Mal gewonnen hat. Das erste Mal war 2006, als der Pokal noch Uefa-Cup genannt wurde. Das letzte Mal ist noch nicht lange her: 2020 gewannen die Andalusier in einem wegen der Pandemie leeren Stadion gegen Antonio Conte’s Inter. Um das zu verstehen, muss man sich nur vor Augen führen, dass Sevilla doppelt so viele Pokale wie Inter, Juve, Liverpool und Atletico Madrid hat, die in der Ehrenliste hinter den Rot-Weißen an zweiter Stelle stehen. Gleichzeitig kann die Roma auf ihren Trainer zählen, der in seiner Karriere bereits zweimal die Europa League gewinnen konnte. Das erste Mal mit Porto (2003), das zweite Mal als Trainer von Manchester United (2017). The Special One hat auch seine eigene Mystik, wenn es um Endspiele geht: Er hat noch nie eines verloren.
Wie Roma in Budapest ankommt
Eine Roma mit zwei Gesichtern. Wie schon in der vergangenen Saison wurden die Giallorossi durch den doppelten Wocheneinsatz auf die Probe gestellt. Sogar Mourinho selbst bestreitet das nicht und erinnert in Interviews oft daran, dass sein Kader nicht groß genug ist, um zwei Wettbewerbe wie die Europa League und die Liga zu bewältigen
Die Giallorossi gingen in der Gruppenphase ein großes Risiko ein, wurden Zweiter hinter Betis – einer weiteren Mannschaft aus Sevilla – und qualifizierten sich nur dank eines Erfolgs über die Bulgaren Ludogorets am letzten Spieltag. In den Playoffs um den Einzug ins Achtelfinale zeigte man sich in der K.-o.-Phase von seiner besten Seite, dank hervorragender Defensivleistungen, aber vor allem, weil man den Heimvorteil nutzen konnte. Im Stadio Olimpico kam die Roma gegen Salzburg nach dem verlorenen Hinspiel zurück, während es bei Real Sociedad im Achtelfinale genau umgekehrt war: 2:0 in der Hauptstadt und dann die Verteidigung der Führung auf baskischem Boden. Wie viel Leid schließlich bei Feyenoord und Bayer Leverkusen. Gegen die Niederländer brauchten Pellegrini und seine Mitspieler ein Zaubertor von Dybala, um in die Verlängerung zu kommen, die sie dann auch dominierten.
Im Halbfinale gegen die Deutschen von Xabi Alonso mussten sie jedoch im Rückspiel in Deutschland auf die Barrikaden gehen, um die 1:0-Führung aus dem Hinspiel zu halten. Und das trotz einer überfüllten Krankenstation, in der sich der portugiesische Trainer in einer ständigen Notsituation befand. Der Energieaufwand hat sich offensichtlich auf die Meisterschaft ausgewirkt, wo die Roma den Stecker gezogen zu haben scheint und sich ganz auf die Europa League konzentriert. In den letzten neun Spielen haben Mourinhos Mannen nur Leverkusen geschlagen, und am vergangenen Samstag gab es in Florenz nach drei Unentschieden eine Niederlage (2:1).
Die Sevilla-‚Achterbahn‘
Die Saison von Sevilla, die man in mindestens zwei Abschnitte unterteilen könnte, ist fast paradox. Bis zum vergangenen März lagen Rakitic und seine Mannschaftskameraden nämlich über der Abstiegszone. Und das Ziel der Saison schien die Rettung zu sein. Tatsächlich wechselte der rot-weiße Klub zwei Trainer:
Der Wendepunkt kam während der letzten Pause der Nationalmannschaften, als Jose Luis Mendilibar, ehemaliger Trainer von Eibar und Alaves, das Amt des entlassenen Sampaoli (der seinerseits das Amt von Lopetegui übernommen hatte) übernahm. Ursprünglich sollte er nur als Fährmann fungieren, doch in kurzer Zeit hat er das Gesicht der Mannschaft verändert und Ordnung geschaffen, wo vorher Chaos herrschte. Sevilla, das im Herbst aus der Champions League abgestiegen war, musste wie die Roma die Playoffs überstehen, um sich für das Achtelfinale zu qualifizieren. Die Andalusier nutzten auch ihre Heimstärke: Gegen Psv Eindhoven, Fenerbahçe, Manchester United und Juventus Turin kassierten sie in der Schüssel von Sanchez Pizjuan kaum ein Gegentor.
Das eigentliche Meisterstück gelang ihnen jedoch, als sie die Red Devils – in Spanien mit 3:0 besiegt – ausschalteten und im Halbfinale die Bianconeri von Massimiliano Allegri mit Suso und Lamela, zwei alten Bekannten aus der Serie A, bezwangen. In La Liga hat sich die Situation derweil wieder normalisiert: Sevilla hat sich längst aus dem Tabellenkeller verabschiedet und könnte auf dem Papier noch Siebter werden. Doch die Gedanken sind bereits beim Finale in Budapest: Seit dem Spiel gegen Juventus haben die Andalusier zwei Unentschieden und eine Niederlage gesammelt.
Die Vorhersage
Roma und Sevilla standen sich bisher nur einmal in Europapokalen gegenüber. Das einzige Mal war in der Europa League 2019-20, als der Wettbewerb aufgrund von Covid mitten im Sommer, in einem trockenen Spiel und hinter verschlossenen Türen ausgetragen wurde: Es endete 2:0 für die Andalusier. Die Spanier haben alle sechs Endspiele in diesem Wettbewerb gewonnen. Und sie haben auch eine gute Bilanz gegen die Italiener, die fünf von sieben Mal in der K.o.-Phase ausgeschieden sind. Aber die Quoten sprechen in diesem Fall für eine große Ausgeglichenheit.
Mit Mendilibar ist Sevilla nicht mehr zwanghaft auf Ballbesitz aus, sondern hat sich zu einer sehr viel vertikaleren Mannschaft entwickelt. Eine Mannschaft, die dank ihrer erfahrenen Spieler mit Qualität angreift. Das ist keine gute Nachricht für die Roma, die bisher gut gegen Mannschaften gespielt hat, die das Spiel gerne kontrollierten, aber bei Kontern anfällig waren. Es ist unwahrscheinlich, dass die Giallorossi ihre Einstellung ändern werden. Sie werden wohl zumindest so lange passiv bleiben, wie das Unentschieden Bestand hat. Deshalb könnte die erste Halbzeit mit einem Unentschieden enden. Ein spektakuläres Finale zeichnet sich jedenfalls nicht ab. Die Option der Verlängerung ist in Betracht zu ziehen. In den regulären neunzig Minuten sollte die Gesamtzahl der Tore weniger als drei betragen.
Sevilla gegen Roma wahrscheinliche Aufstellung
- SEVILLE (4-2-3-1): Bounou; Jesus Navas, Gudelj, Marcao, Alex Telles; Fernando, Rakitic; Ocampos, Oliver Torres, Bryan Gil; En-Nesyri.
- ROMA (3-4-2-1): Rui Patricio; Mancini, Smalling, Ibanez; Celik, Cristante, Matic, Spinazzola; Pellegrini, El Shaarawy; Abraham.
MÖGLICHES ERGEBNIS: 1-1